Eierdiebe im Garten

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Eierdiebe im Garten

di paula polak - ingenieurbüro für naturnahe landschaftsplanung
Veröffentlicht von paula polak in Tiere im Naturgarten · 1 Juni 2018
Tags: TierimNaturgartenSäugetiereUmweltschutzBiodiversität
Neulich hatte ich Besuch von einem Naturgarten- und Waldbewohner, der sich bisher noch nie hat bei mir blicken lassen. Und weil es mir gelungen ist davon ein paar Fotos zu machen, soll dieser Besucher auch gleich das Thema für den heutigen Beitrag sein. Ich darf vorstellen: das Eichhörnchen.
 
Das Europäische Eichhörnchen, umgangssprachlich auch Eichkatzerl genannt, ist ein Nagetier und gehört zur Familie der Hörnchen. In manchen Teilen Europa gibt es außerdem noch das Grauhörnchen, das ursprünglich aus Nordamerika kommt und hierzulande unserer einheimischen Hörnchenart den Lebensraum, die Nistplätze und das Futter abspenstig macht. Außerdem gilt das Grauhörnchen in Wäldern als Schädling, weil es Eichen und Buchen gerne einmal die Rinde abschält.
 
Lebensweise
Doch zurück zum Europäischen Eichhörnchen. Das Fell der flinken und bei uns noch weit verbreiteten Tiere kann orange-rot bis dunkelbraun sein, wobei es in den Wintermonaten tendenziell dunkler ist, als im Sommer. Eichhörnchen sind intelligente Tiere, jedoch etwas vergesslich. So lernen die Jungtiere von ihrer Mutter, wie man mittels Hebelwirkung am besten Wal- und Haselnüsse aufknacken kann. Gleichzeitig jedoch vergessen sie häufig, wo genau im Boden sie ihre Wintervorräte vergraben haben und gelten dadurch als Nützlinge, weil sie zur Waldverjüngung beitragen.
Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf, sondern nur eine Winterruhe. Das bedeutet, dass sie auch in den kalten Monaten öfter einmal aufwachen und den Kobel verlassen, zum Beispiel um sich Futter zu holen, denn in ihrem "Haus" selbst lagern sie nichts ein. Wer allerdings annimmt, Eichhörnchen wären Vegetarier, der irrt. Sie sind nämlich sogenannte Allesfresser. Das bedeutet, neben Nüssen, Samen, Früchten, Knospen, Pilzen und Co, stehen außerdem Weichtiere wie Würmer und Schnecken, Insekten und ihre Larven, sowie Vogeleier und sogar Jungvögel auf ihrem Speiseplan. Eichhörnchen sind ziemliche Nesträuber, und mit ihren kleinen, beweglichen Händen können sie sogar in Nistkästen hinein greifen, um Eier oder Jungtiere zu stehlen. Damit sind sie für die Vögel während der Brutphase ein größeres Problem, als z.B. Marder oder Katzen.

Gefahren
Aber auch das Eichhörnchen selbst dient dem ein oder anderen Tier als Nahrung. So überleben nur etwa 20% aller Eichhörnchen ihr erstes Lebensjahr. Viele von ihnen werden von Baummardern, Haus- und Wildkatzen, sowie diversen Raubvögeln verspeist. Schaffen sie jedoch dieses erste Jahr, so werden sie in freier Wildbahn 3 bis 7 Jahre alt. Häufig sind auch Straßen und Autos die Ursachen für ihren vorzeitigen Tod. Viele Tiere werden beim Überqueren von Straßen überfahren, andere scheitern bei dem Versuch, diese mittels Sprung von Baum zu Baum zu überqueren und prallen dann auf den harten Asphalt oder ein Autodach.

Fortpflanzung
Eichhörnchen sind sogenannte Nesthocker. Die bis zu 6 Jungen pro Wurf werden im Kobel hoch oben in einem Baum blind und nackt geboren. Die Mutter hat zuvor bis zu 5 Stück dieser "Häuschen" gebaut, um im Notfall die Jungen wo anders hin tragen zu können. Eichhörnchen können bei passendem Wetter zweimal pro Jahr gebären: im März/April und nochmals zwischen Mai und August, wobei sich das Weibchen alleine um die Jungenaufzucht kümmert - die Männchen werden weggebissen, sollten sie in der Nähe bleiben. Die tagaktiven Tiere sind nämlich ziemliche Einzelgänger. Sieht man gerade jetzt im Frühjahr zwei Eichhörnchen spielerisch durch die Bäume flitzen, so handelt es sich dabei um ihr Paarungsverhalten, das sich über mehrere Tage hinziehen kann (siehe Foto rechts). Oder es handelt sich um zwei Geschwisterjungtiere, die noch etwas Zeit mit einander verbringen, bevor sie zu einem ausgewachsenen Einzelgänger werden.

Eichhörnchen im Garten
Wollen Sie Eichhörnchen in ihrem Naturgarten unterstützen, bzw. anlocken, so können Sie mehrere Maßnahmen setzen. Zunächst sollten sie immer darauf achten, dass ihre Regentonnen entweder abgedeckt sind, oder ein Stab, Ast oder Brett so darin plaziert ist, dass hineingefallene Eichhörnchen (und andere Tiere) wieder hinausklettern können - Regentonnen werden nämlich für diverseste Tiere regelmäßig zur Todesfalle.
Des Weiteren können Sie vor allem im Herbst, Winter und im ganz zeitigen Frühjahr Nahrung anbieten, die Eichhörnchen bevorzugen. Zum Beispiel eine Körnermischung aus Halse- und Walnüsse, Kürbis- und Sonnenblumenkernen, Rosinen, Maiskörnern und auch Äpfel, Birnen und Karotten. Diese sollten sie so ausbringen, dass sie zum Einen regengeschützt sind und zum Anderen auch für Eichhörnchen zugänglich sind. Verwenden Sie eine Fütterungsstation, so sollte diese so aufgehängt werden, dass sie auch das Gewicht eines Eichhörnchens von bis zu 400g aushält. So wie auf den Fotos rechts zu sehen:
Das Vogelfutterhäuschen schwankt zwar ganz schön - die dicke Schnur hält es jedoch sicher an seinem Platz. Lassen Sie in ihrem Garten alte Bäume die viel Platz zum Kobelbau bieten stehen, oder hängen sie eigene Eichhörnchenkästen auf. Diese sollten in einer Höhe von 2-3m fest und wackelsicher montiert werden, sodass der Kobeleingang zur regenabgewandten Seite schaut. Der Kobel sollte unbedingt aus unbehandeltem Holz bestehen und niemals mit Reinigungsmittel irgendeiner Art ausgeputzt werden. Einen Eichhörnchenkasten kann man entweder selbstbauen (Anleitungen gibt's z.B. beim Eichhörnchenschutz e.V. oder beim Landesverband für Vogelschutz LBV) oder z.B. bei Vivara kaufen - dort werden auch Eichhörnchenfutterstationen und Eichhörnchenfutter angeboten.

Verletzte bzw. gefundene Eichhörnchen
Und sollten Sie einmal ein verletztes Eichhörnchen oder gar ein Jungtier finden gilt folgendes: Erst einmal Ruhe bewahren, abwarten und nichts tun! Gerade Jungtiere werden häufig von ihrer Mutter wieder geholt, wenn sie aus dem Kobel gepurzelt, oder beim Umsiedeln hinuntergefallen sein sollten.
 
ACHTUNG: Wenn ein Eichhörnchenjunges aktiv auf Sie zuläuft, wenn es Sie sieht, dann hat es KEINE Tollwut, oder Ähnliches! Eichhörnchenjunge sind die einzigen Tiere, die aktiv den Kontakt zum Menschen suchen, wenn sie in verzweifelten Situationen sind! Läuft ein Eichhörnchenjunges also auf Sie zu, wird es von der Mutter wahrscheinlich keine Hilfe mehr erwarten können.
 
Bewegt es sich nicht auf Sie zu, warten Sie mindestens noch eine halben Stunde, in der Sie das Tier jedoch beobachten, bzw. vor Katzen und Hunden bewachen sollten. Tut sich dann immer noch nichts, bedecken Sie das Tier mit einem Handtuch (Eichhörnchen können sehr kräftig zubeißen) und achten Sie gerade bei Jungtieren darauf, dass sie schön warm gehalten werden. Flößen Sie dem Tier mit einer kleinen Spritze etwas Wasser ein und sehen Sie sich das Tier genau an. Hat es Verletzungen? Ist es mager? Wirkt es vital oder eher erschöpft? Rufen Sie einen Tierarzt mit Wildtiererfahrung oder auf der veterinärmedizinischen Universität an und holen Sie sich Hilfe. Ein Eichhörnchenjunges selbst aufzuziehen ist sehr zeitintensiv und anstrengend. Überlegen Sie sich vor dieser Entscheidung genau, ob Sie diese Verantwortung auf sich nehmen wollen!


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